Für Entwickler, Designer und Agenturen ist das WordPress Theme weit mehr als nur eine Designschablone – es bildet die strukturelle und visuelle Basis der Benutzeroberfläche.
Ob als Headless-Frontend, klassisch auf PHP-Basis oder vollständig block-orientiert mit Full Site Editing (FSE): Die Wahl des Themes bestimmt maßgeblich den technischen Stack und den Gestaltungsfreiraum einer WordPress-Instanz.
In diesem Fachartikel beleuchte ich die Architektur von Themes, die Unterschiede zwischen Classic-Themes und Block-Themes, und geben praxisnahe Hinweise für den professionellen Einsatz.
Definition: Was ist ein WordPress Theme?
Ein WordPress Theme ist eine Sammlung von Dateien – darunter PHP-Templates, CSS-Stylesheets, JavaScript-Komponenten und Konfigurationsdateien –, die das Frontend-Routing, die Layout-Struktur und das visuelle Erscheinungsbild einer Website steuern. Es kapselt das UI unabhängig vom Content und bietet eine flexible Trennung von Struktur, Inhalt und Präsentation.
Bestandteile eines klassischen Themes:
style.css
: Meta-Informationen und globale Stylesfunctions.php
: Hook- und Filter-Definitionen, Enqueueing von Assets, Theme-Support- Template-Files wie
header.php
,single.php
,archive.php
,page.php
screenshot.png
: Vorschaubild im Adminbereich- Optional:
template-parts/
,inc/
,languages/
u.v.m.
Classic-Themes: Architektur und Funktionsweise
Classic-Themes sind das traditionelle Theme-Modell in WordPress, das vollständig auf PHP-Template-Hierarchien basiert. Sie nutzen Hooks (add_action
, add_filter
), Widgets, Sidebars und das Customizer-API zur Laufzeitkonfiguration.
Merkmale und Vorteile:
- Volle Kontrolle über das Markup via PHP
- Bewährte Template-Hierarchie mit Fallback-Logik
- Große Kompatibilität mit Plugins und Page-Buildern (z. B. Elementor, WPBakery)
- Support für Child-Themes (OOP-freundlich)
Nachteile:
- Visuelle Gestaltung meist nur über externe Tools oder Customizer
- Aktualisierungen der Struktur erfordern PHP-Kenntnisse
- Kein nativer Zugriff auf Block-Templates ohne Gutenberg-Integration
Block-Themes: Die neue Ära mit Full Site Editing (FSE)
Mit der Einführung des Block-Editors (Gutenberg) und Full Site Editing wurde das Theme-Modell grundlegend erweitert. Block-Themes basieren auf HTML-Templates und einer zentralen Konfigurationsdatei theme.json
. Sie ermöglichen eine vollständig visuelle Gestaltung direkt im WordPress-Site-Editor – ohne den klassischen Code-Overhead.
Zentrale Komponenten eines Block-Themes:
/templates/
: HTML-Dateien für Seitenlayouts (z. B.single.html
,archive.html
)/parts/
: Wiederverwendbare Template-Teile (z. B.header.html
,footer.html
)theme.json
: Zentrale Konfiguration für globale Styles, Blöcke, Layouts- Keine
functions.php
zwingend erforderlich, aber möglich
Vorteile:
- Visuelles Full-Site-Editing ohne Code
- Klare Trennung von Logik und Präsentation
- Einheitliche Designsysteme via
theme.json
- Native Kompatibilität mit Gutenberg-Blöcken
Herausforderungen:
- Noch nicht alle Drittanbieter-Plugins unterstützen FSE vollständig
- Eingeschränkte PHP-Funktionalität im Template-Layer
- Neues Konzept mit Lernkurve für Entwickler klassischer Themes
theme.json – Der neue Dreh- und Angelpunkt
Die Datei theme.json
ersetzt viele Funktionen des klassischen functions.php
. Sie definiert globale Designeinstellungen, Farbpaletten, Blockverhalten, Schriftarten, Layoutgrids und vieles mehr.
Beispielhafte Struktur:
{
„version“: 2,
„settings“: {
„color“: {
„palette“: [
{ „slug“: „primary“, „color“: „#0073aa“, „name“: „Primary“ }
]
},
„typography“: {
„fontSizes“: [
{ „slug“: „xl“, „size“: „2rem“, „name“: „Extra Large“ }
]
}
},
„styles“: {
„color“: { „background“: „#ffffff“ },
„typography“: { „fontSize“: „16px“ }
}
}
Durch theme.json
wird das Styling deklarativ, versionskontrollierbar und für den Editor direkt nutzbar.
Vergleich: Classic vs. Block Theme
Aspekt | Classic Theme | Block Theme |
---|---|---|
Templating | PHP-basiert | HTML + Blockstruktur |
Konfiguration | functions.php , Customizer | theme.json , Site Editor |
Anpassung | Entwicklergetrieben | Benutzerfreundlich im Editor |
Kompatibilität | Hoch mit bestehenden Plugins | Zukunftsorientiert, aber eingeschränkt bei älteren Plugins |
Lernkurve | Für PHP-Entwickler vertraut | Neuer Ansatz, visuell |
Best Practices für Theme-Entwicklung
Für Classic-Themes:
- Verwendung von
get_template_part()
für wiederverwendbare Blöcke - Nutzung von
enqueue_scripts
für sauberes Asset-Management - Verwendung von
Customizer API
für Optionen - Strukturierung nach MVC-Mustern in komplexeren Projekten
Für Block-Themes:
- Fokus auf sauberes
theme.json
für Skalierbarkeit - Einsatz von Template-Parts für modulare Gestaltung
- Reduktion von Custom-CSS zugunsten nativer Block-Styling-Optionen
- Optionaler Einsatz von
block.json
für eigene Block-Definitionen
Fazit: Zukunftssicher entscheiden
Themes sind das Fundament der WordPress-Frontend-Architektur. Während klassische Themes weiterhin sinnvoll sind – insbesondere in Bestandsprojekten oder für spezifische Anforderungen –, bieten Block-Themes die Zukunftsperspektive für moderne, visuelle Workflows. Für Agenturen und Entwickler lohnt sich die Investition in die neuen Konzepte, insbesondere im Kontext von Headless-WordPress, Designsystemen und Custom Block Development.
Empfehlung: Wer heute Themes entwickelt, sollte mindestens Hybrid-Konzepte beherrschen – und den Übergang zu Block-Themes strategisch einplanen.